Besondere Ferien für besondere Menschen. Power-Woche mit Klettern und Reiten in Gubitzmoos bei Hummeltal: Zwölf behinderte Kinder und Jugendliche sind begeistert. Die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ unterstützt das Projekt.
Ausgerechnet der mit der wenigsten Erfahrung ist der coolste von allen: Hund Moppl liegt entspannt im Hof und lässt das bunte Treiben über sich ergehen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Physiotherapeutin Christine Holzinger dagegen wirbelt von einer Station zur anderen: Power-Woche in Hummeltal in Gubitzmoos. Eine ganz besondere Ferienwoche für ganz besondere Menschen. 09.08.22, 10:04 Page 1 of 5 Zwölf Kinder und Jugendliche sind zu Gast. Mit den unterschiedlichsten Behinderungen. Das reicht von geistiger Beeinträchtigung bis hin zu körperlicher Schwerstbehinderung. Großeinsatz für sieben Therapeuten und sieben Helfer. Ein solch umfangreiches Paket ist nicht billig, kann es nicht sein. Die Kosten dafür liegen pro Kind bei 980 Euro. Die Mielech-Stiftung finanziert diese Woche für zehn Kinder, um zwei Kinder kümmert sich die Kurier-Stiftung „Menschen in Not.“ Die Kosten für die Helfer werden vom Verein HippoTeam Bayreuth-Land übernommen.
Video-Ganganalyse
Der erste Tag beginnt mit einer Video-Ganganalyse des Reha-Teams Bayreuth. Nach Abschluss der Woche wird das Ganze wiederholt, um den Therapeuten und Eltern Aufschluss zu geben über den Behandlungserfolg, denn die Kinder sollen nicht nur Ferienspaß haben, sondern auch Fortschritte machen, wünscht sich Christine Holzinger. Dieses Ziel tritt aber zunächst in den Hintergrund, wenn man miterlebt, mit welcher Freude die Kinder dabei sind. Eine kleine Gruppe bricht gemeinsam mit Pferd Flo in den Wald auf. Dort sollen Utensilien gesammelt werden, die für die Abschlussfeier am Freitag gebraucht werden: ein Zirkusprojekt. Nicht jedes Kind will gleich auf den Pferderücken, aber die Helfer wissen auch mit den Scheuen und Schüchternen gut umzugehen.
„Jetzt nicht fotografieren“
Marie dagegen weiß sehr genau, was sie will: Jetzt nicht fotografieren, sagt sie, um dann Minuten später, als sie voller Stolz auf Jimi sitzt, ihr Einverständnis zu geben für das Foto. „Aber jetzt reicht es dann wieder,“ erklärt sie kurz danach resolut. Fine hat auch nach ihrer Skoliose-Operation noch viele Probleme. Therapeutisches Reiten tut ihr gut. Leise spricht sie, man hört sie kaum. Ebenfalls ein ganz Stiller ist Luca, der nur sehr wenig sieht und nichts hört. Aber der Ehrgeiz packt ihn, als es in den Kletterturm geht. Er will nicht, dass er zu straff in den Seilen hängt, aber auch zu locker darf es nicht sein, dann bekommt er Angst. Keine einfache Aufgabe für die Helfer, immer das richtige zu tun. Dort anzufassen, wo Unterstützung nötig ist, und abzuwarten, wenn es etwas länger dauert. Luca will auf jeden Fall den Gummibärchen-Thron erobern, der etwa auf halber Höhe des ehemaligen Silos, das zum Kletterturm umfunktioniert wurde, hängt. Diesmal schafft er es sogar noch ein Stück über den gelb bemalten Absatz mit den vielen Süßigkeiten drin hinaus. Danach ist es kein Wunder, dass er sich ein bisschen erholen muss. Trinken ist wichtig bei der Hitze, und dann ausruhen auf den Matten, die im Hof im Schatten liegen. Gleich neben Hund Moppl, der erst seit kurzem hier daheim ist, und nicht mal eine Schwanzspitze rührt.
Zirkusprojekt zum Finale
Am Freitag dann das gemeinsame Fest: Rasul bewährte sich als Direktor des Zirkus Trallala und neben Löwenvorstellung und Sprung durch den „Feuerreifen“, Balance-Akt über den Fat-Ball und Boden-Akrobatie war es vor allem auch Luca, der mit seiner Seifenblasen-Kunst die zuschauenden Eltern begeisterte. Christine Holzingers Resümee nach arbeitsreichen Tagen: „Eine wunderschöne Woche hatten wir.“ Bei der großen Verabschiedungsrunde mit Musik wurden die Kinder und Jugendlichen in die Arme glücklicher Eltern und Großeltern entlassen. Ein Wiedersehen ist Mitte September zum Abschlussgespräch geplant.